Alles neu 2018: Minimalismus im digitalen Leben
Im Zeitalter des Konsum ist derjenige Trendsetter, der verzichtet. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie dem immer schneller werdenden und immer mehr von Konsum geprägten Lebensstil etwas entgegensetzen möchten. Lebensmittel werden verstärkt regional gekauft; oder anstatt wöchentlich die neuesten Modetrends zu checken, wird der Kleiderschrank ausgemistet, auf Second-Hand-Produkte umgestiegen und der Konsum reduziert. Minimalismus ist Trend. Aber was bringt das?
Kaufen macht glücklich. Wenn man mal einen schlechten Tag hat geht man je nach Vorliebe eine Runde shoppen oder kauft die neuesten Tech-Gadgets online. Aber dieses Glück währt meist nicht allzu lange und bald schon liegt das neue Tech-Spielzeug unbenutzt in der Ecke und die neuen Schuhe hatte man sowieso auch noch nicht an. Nachhaltig ist das nicht und auch für den Geldbeutel kann es eine Belastung sein.
Eine Alternative ist der minimalistische Lebensstil, ein Trend der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Man umgibt sich ausschließlich mit Dingen, die man braucht und tatsächlich benutzt. Anstatt die Wohnung mit Kram vollzupacken, überlegt man sich eher, was man noch entbehren kann. Vermissen wird man die ausgemisteten Sachen nicht, im Gegenteil. Es hat etwas Befreiendes. Es ist nun einmal doch etwas dran an „Weniger ist mehr“.
Um aus dem Kreislauf des immer mehr Kaufens und Konsumierens herauszukommen, hilft es manchmal innezuhalten und sich zu fragen, warum man sich mit immer mehr Dingen umgibt. Besonders interessant ist jedoch die Überlegung, dass ein Weniger an Dingen ein Mehr an Fokus und Produktivität bedeuten kann, da bestimmte Ablenkungen aus dem Alltag und der Arbeitswelt eliminiert werden.
Genau das Gleiche gilt für unser digitales Leben, denn viele von uns verbringen aus beruflichen Gründen oder aufgrund unserer Hobbies viel Zeit am Computer, Tablet oder Smartphone. Ein zugemüllter Desktop, beispielsweise, erschwert es, Dateien auf Anhieb zu finden und kann ablenkend wirken. Nebenbei bemerkt, machen Dateien auf dem Desktop auch den Rechner langsam.
Wir stellen vier Bereiche vor, in denen digitaler Minimalismus Ihnen zu einem produktiveren, nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Leben verhelfen kann.
Weniger ist mehr: Minimalismus auf dem Desktop und am Arbeitsplatz
Gehören Sie zu den Menschen, die das Chaos lieben und auf deren Desktop sich nicht ein freier Zentimeter findet? Respekt. Ich würde nichts mehr finden und täglich Zeit verschwenden mit der Suche nach Programmen und Dokumenten. Wenn Sie so sind wie ich und am besten arbeiten können, wenn Ordnung herrscht, dann nehmen Sie sich doch mal Ihren Desktop und Ihre Ordnerstruktur vor. Wo kann man etwas optimieren? Was kann gelöscht werden? Wie bringe ich mehr Ordnung und Logik in mein System? An der Frage, ob es sich auf einem aufgeräumten Laptop oder Computer besser arbeiten lässt, scheiden sich nach wie vor die Geister. Viele behaupten, dass Chaos Kreativität fördern würde. Wissenschaftler der Princeton University hingegen sagen, dass Aufgeräumtheit und klare Strukturen die Konzentration fördern:
When your environment is cluttered, the chaos restricts your ability to focus. The clutter also limits your brain’s ability to process information. Clutter makes you distracted and unable to process information as well as you do in an uncluttered, organized, and serene environment.
So umschreibt Erin Doland auf dem Unclutterer-Blog die Ergebnisse der Studie der Neurowissenschaftler an der Princeton University.
Auf dem Desktop gilt also noch mehr als beim Ausmisten des Kellers oder Kleiderschranks: Es hat eine befreiende Wirkung die Daten, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, mal auszumisten. Eine aufgeräumte Datenstruktur und ein minimalistischer, gut geordneter Desktop steigern die Produktivität und helfen bei der Konzentration.
Joshua Fields Millburn, einer der bekanntesten Minimalisten, zeigt auf seinem Blog wie sein Desktop aussieht. Spoiler: Er ist ganz schön leer.
Minimalismus auf dem Smartphone. Oder 4, 3, 2, 1 Screen
Für das Smartphone gilt dasselbe. Viele nutzen es nicht nur zur Freizeitbeschäftigung, für Nachrichten und zum Telefonieren, sondern auch zur Organisation des Alltags und der täglichen Aufgaben und Termine.
Ich habe die freien Tage nach Weihnachten genutzt um mein Smartphone neu zu organisieren. Alles was ich benötige, finde ich nun auf meinem Home-Screen, anstatt auf vier Screens verteilt. Da ich viele Apps nutze, habe ich Ordner angelegt, in deren Übersicht ich jedoch auch sofort alle Apps sehen kann.
Die Betreiber des Minimalisten-Blogs www.theminimalists.com würden wahrscheinlich aufgrund der vielen Apps meckern, doch das richtige Maß muss jeder für sich selbst finden.
Auf einem zweiten Screen befindet sich nichts außer ein Ordner mit Systemanwendungen, die ich auf meinem Smartphone leider nicht deinstallieren kann. So sind sie aus den Augen und aus dem Sinn.
Wie organisiert Ihr euer Smartphone? Habt Ihr mehr oder weniger Apps und Screens? Wenn Ihr Tipps zur Optimierung habt, freue ich mich auf Twitter oder Facebook über euer Feedback.
Ein minimalistischer Ansatz für Sicherheit und Datenorganisation
Natürlich gilt „Weniger ist mehr“ nicht immer uneingeschränkt, besonders, wenn es um Sicherheit geht. Trotzdem ist es sinnvoll, sich eine minimalistische Sicherheitsstrategie zu überlegen, um sein Leben einfacher zu machen und dadurch wieder Platz für Produktivität und Kreativität zu schaffen. Immerhin sollen technische Geräte und Apps unser Leben einfacher machen und nicht umgekehrt, uns zu ihren Sklaven machen.
Besonders die Daten, die sensibel sind, sollten natürlich sehr gut geschützt werden. Aber ob eine Kopie Ihrer Einkaufsliste Verschlüsselung nach militärischen Standards benötigt, ist fraglich (oder zumindest abhängig von den Produkten, die Sie kaufen wollen). Es ist sinnvoll, mit wenigen, praktischen Apps für sicheres und produktives Datenmanagement zu sorgen.
Hier sind ein paar minimalistische Sicherheitstipps und App-Empfehlungen:
- Backup in der Cloud statt auf einer externen Festplatte: Wenn Sie die Cloud statt externe Festplatten nutzen, werden sie auch automatisch etliche Geräte und Kabel los, die Platz wegnehmen oder kaputtgehen könnten. Verschlüsseln Sie diese Daten in der Cloud mit Boxcryptor, sodass niemand außer Ihnen darauf Zugriff hat. Dadurch gehen Sie gleichzeitig minimalistisch mit den Daten um, die Sie theoretisch über sich verfügbar machen.
- Wunderlist statt Notizblöcke: Die App Wunderlist hilft bei der Organisation des Alltags, besonders wenn man viele Termine und viele Erledigungen hat. Erstellen Sie To-Do-Listen, Einkaufslisten, Reisepläne, oder auch Listen mit Vorsätzen. Sie können sich immer mal wieder von der Wunderlist an Ihre Vorsätze erinnern lassen, sodass sie vielleicht im Jahr 2018 ein bisschen langlebiger sind und ein paar von ihnen umgesetzt werden. In Wunderlist sollten Sie jedoch keine vertraulichen Sachen eintragen, da das Berliner Start-up vor einer Weile von dem amerikanischen Unternehmen Microsoft übernommen wurde.
- Passwortmanager statt unsichere Passwörter und Zettelwirtschaft. Mit LastPass, beispielsweise, müssen Sie sich nur noch ein einziges, bombensicheres Passwort ausdenken und merken. Schreiben Sie es zur Not auf und bewahren Sie es an einem sicheren Ort auf. LastPass erstellt sichere Passwörter für alle Dienste, die Sie nutzen. LastPass ist kostenlos für all Ihre Geräte verfügbar.
Nachhaltiger Umgang mit Tech-Gadgets, Tech-Spielzeug und Smartphones
Manche Dinge möchte man einfach haben. Man sieht sie in der Werbung, liest online darüber und plötzlich kann man sich nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben. Doch wie oben bereits erwähnt macht dieses Immer-mehr-wollen nicht glücklich. Verantwortungsvoller Konsum ist gut für unsere Umwelt und für Ihren Geldbeutel. Sie wissen wahrscheinlich noch wie viel Ihr Smartphone gekostet hat. Doch ist Ihnen auch bewusst, wie viele Rohstoffe nötig waren um es herzustellen?
Der ökologische Rucksack eines Smartphones liegt geschätzt bei 44 kg. Das bedeutet, dass 44 kg an Rohstoffen und Ressourcen nötig sind um ein Smartphone herzustellen und für einen durchschnittlichen Lebenszyklus in Betrieb zu halten. Als Kinder lernen wir, dass wir beim Zähneputzen das Wasser ausmachen und wenn wir einen Raum verlassen das Licht ausschalten sollen. Erwachsene sollten wissen, dass es ein viel größeres Problem für die Umwelt ist, sich jedes Jahr ein neues Smartphone zu kaufen. Der ökologische Rucksack von Gadgets wie der Apple Watch ist sicher nicht sehr viel kleiner.
Minimalismus im Bereich Tech-Konsum schont also nicht nur Ihren Geldbeutel, sondern auch unsere Ressourcen. Reduzieren Sie die Anzahl Ihrer Tech-Gadgets, verkaufen Sie die, die Sie seit Monaten nicht benutzt haben und recyceln Sie alte Geräte, anstatt sie in der Schublade vergammeln zu lassen. Schätzen Sie einmal, wie viele wertvolle Rohstoffe in Form von alten Handys in deutschen Schubladen herumliegen. 2014 wurde die Zahl der ungenutzten Schubladengeräte auf 85 Millionen geschätzt, was umgerechnet allein 21 Tonnen Silber, 2 Tonnen Gold und 765 Tonnen Kupfer entspricht. Im Jahr 2015 ging der IT-Verband Bitkom bereits von 100 Millionen Schubladenhandys aus.
Wenn dieses Material nicht recycelt wird, müssen für neue Geräte neue Rohstoffe gefördert werden. Dies ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch ethisch schwer vertretbar, da der Konsum dieser Stoffe direkt Bürgerkriege finanziert und Kinderarbeit unterstützt.
Wenn man sich nicht jede technische Neuheit gönnt, freut man sich mehr über jene, die man hat und geht gleichzeitig verantwortungsvoller mit den Ressourcen um, die uns zur Verfügung stehen.
Fazit
Minimalismus kann so ziemlich in jedem Bereich unseres Lebens einen positiven Unterschied machen. Reduzierung von Ablenkungen am Arbeitsplatz fördern unsere Konzentration, aufgeräumte Smartphones sparen Zeit, Apps und Tools reduzieren Zettelwirtschaften und rumstehende Geräte und Minimalismus im Konsum spart Geld und schont die Umwelt.
Gestalten Sie Ihr Jahr 2018 minimalistisch, um ganz einfach verantwortungsvoller und produktiver zu sein. Damit machen Sie einen Unterschied für sich selbst, Ihren Geldbeutel und die Umwelt.
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