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Andrea Pfunmeier über Diversity, Unternehmensgründung und Vereinbarkeit

Interview mit Gründerin Andrea Pfundmeier über die Vorteile und Förderung von Vielfalt

Unternehmen, deren Angestellte möglichst unterschiedlich sind, sind erfolgreicher. Das haben Studien mehrfach bewiesen und Andrea Pfundmeier und Robert Freudenreich haben sich das für Ihr Unternehmen Secomba auf die Flagge geschrieben. Das Stichwort lautet: Vielfalt. Es hat sich gezeigt, dass mehr unterschiedliche Perspektiven und Denkweisen bei der Entwicklung eines Produktes am Ende zu einem besseren Produkt führen.

In diesem Interview spricht Andrea darüber, ein diverses Team zu führen, warum sie Schulen besucht um Unternehmertum zu fördern und wie ihre Sicht auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist.

Bei Secomba gibt es derzeit eine Frauenquote von 45% Prozent. Bist du darauf stolz?

(Lacht) Ja, es ist natürlich immer eine Herausforderung, für ein technisches Unternehmen auch Frauen zu finden. Also nicht nur Frauen, die programmieren können. Auch in anderen Abteilungen wie Marketing und Vertrieb spielen technische Details, Produktspezifikationen und IT-Systeme eine wichtige Rolle. In unserem Blog behandeln wir zum Beispiel oft technische Themen, Verschlüsselung, IT, etc. Da muss man schon Frauen finden, die sich dafür begeistern und da sind wir froh, dass wir da so gut aufgestellt sind. Wobei es uns auch immer ein Anliegen war, das Team möglichst divers zusammenzusetzen. Was wir unbedingt vermeiden wollten ist, dass wir ein Team aus 30 Männern haben und erst dann eine Frau einstellen. Die hätte es dann vermutlich schwer, sich zu integrieren. Und weil ich ja auch eine Frau bin und auch nicht nur von Männern umgeben sein will, war uns dieses Gleichgewicht von Anfang an ein Anliegen.

Es war uns immer ein Anliegen, das Team möglichst divers zu besetzen.

Andrea Pfundmeier hat gemeinsam mit Robert Freudenreich die Firma Secomba gegründet und die Verschlüsselungssoftware Boxcryptor auf den Markt gebracht. Sie ist eine gut vernetzte Unternehmerin, die in der Öffentlichkeit immer wieder für Digitalisierung streitet und im Rahmen verschiedener Mentoring-Programme und Ehrenämter Schülerinnen und Studentinnen für die Existenzgründung begeistert.

Habt ihr da bestimmte Maßnahmen ergriffen oder bestimmte Strategien umgesetzt, um genau diese Situation zu vermeiden, dass nach dem dreißigsten Mann erst die erste Frau ins Büro reinläuft?

Bei der Rekrutierung halten wir immer die Augen offen, ob sich Frauen bewerben. Wenn wir die Auswahl haben, spielt es bei der Entscheidung durchaus eine Rolle, ob und wie wir mit der Neubesetzung das Team diverser gestalten können. Dabei ist das Geschlecht nicht das einzige Auswahlkriterium. Aber wir sind sehr froh, dass wir bisher immer eine gute Mischung aus Bewerberinnen und Bewerbern hatten. Dadurch ist es uns gelungen, ein Team zusammenzustellen, das effektiv und freundschaftlich zusammenarbeitet. Unsere flachen Hierarchien begünstigen das.

Du bist sehr aktiv in Unternehmernetzwerken und Organisationen, in denen es darum geht, sich mit anderen Gründern und Selbstständigen auszutauschen. Ist diese Vernetzung auch ein Tipp, den du jemandem geben würdest, der sich mit Gründungsgedanken trägt?

Auf jeden Fall. Ich finde es wichtig mit den Leuten direkt zu reden. Vor allem mit denen im direkten Umkreis. Jetzt sind wir mit Boxcryptor zum Beispiel in Augsburg. In der Presse gibt es sehr viele Gründungsgeschichten aus Berlin oder München. Natürlich kann man sich da etwas abschauen, aber die Erfahrungen der Gründer dort sind eben doch ganz andere und nicht unbedingt auf uns übertragbar. Wenn man sich hingegen regional gut vernetzt und auch die anderen regionalen Unternehmer und Unternehmerinnen kennenlernt, bekommt man schon einen ganz guten Einblick. Und wenn man selbst noch nicht gegründet hat, dann erfährt man durch dieses Netzwerk so ein bisschen wie der Markt hier aussieht und wie es bei anderen Firmen so läuft. Deswegen lege ich anderen Gründern und Gründerinnen die Netzwerkarbeit sehr ans Herz. Natürlich sollte man sich nicht 50% seines Tages ausschließlich damit befassen, man muss das sicherlich nicht übertreiben. Aber gelegentlich die Chancen zu nutzen und Events und Netzwerktreffen zu besuchen, finde ich persönlich wichtig und hilfreich.

Wo holst du dir Inspiration für deine Rolle als Führungspersönlichkeit oder Rat bei Konflikten?

Zum einen durch besagte Unternehmernetzwerke. Ich habe da mehrere Kreise, wo ich mich mit anderen Unternehmen austausche und auch mal über Probleme rede. Dort höre ich mir dann die Erfahrungen anderer an und das hilft mir in schwierigen Situationen. Dann haben wir ja das Glück, dass wir ein Gründerteam sind und sich die Last somit auf mehrere Schultern verteilt. Robert und ich, wir tauschen uns natürlich auch viel aus und reden. Ansonsten fahren wir gut damit, einfach selber Dinge zu probieren und zu schauen, wie es funktioniert.

https://youtu.be/0I8vnOUgwYk

Du arbeitest ja auch selbst daran, für Schülerinnen und Schüler ein Vorbild zu sein. Wie erreicht man das? Wie kann man die Rolle des Vorbilds ausgestalten?

Vorbild zu sein bedeutet zum einen natürlich sichtbar zu sein. Es nützt nichts, wenn ich mich als Vorbild sehe, mich aber keiner kennt. Deswegen gehe ich viel an Schulen und rede da mit Schülern und Schülerinnen. Viele von ihnen wollen Erfolgsgeschichten hören und kommen dadurch auf den Gedanken: Das könnte ich auch schaffen! Doch ich lege auch Wert darauf, zu erzählen, was nicht so gut läuft, oder was mir nicht so gut gefällt an meinem Job oder meinem Arbeitsalltag. Es ist mir wichtig, den jungen Menschen ein realistischeres Bild zu bieten. Sie sollen mich natürlich schon als Vorbild wahrnehmen, aber eben auch als Mensch der sich anstrengen muss und der Fehler macht und der Dinge dazulernen muss. Ich hoffe, dass für die nächste Generation dadurch die Identifikation mit der Rolle des Unternehmers oder der Unternehmerin steigt.

Du bist jetzt seit mehreren Jahren in der Region Schwaben auf dem Gebiet aktiv. Merkst du, dass es einen Fortschritt gibt?

Den sehe ich innerhalb der Gründerszene auf jeden Fall. Als Robert und ich 2011 angefangen haben, da waren wir zwar nicht die einzigen Gründer, aber doch recht einsam hier in der Region. Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren viel getan. Es gibt viel mehr Gründer, viele unterschiedliche Geschäftsfelder und vor allem mehr Sichtbarkeit. Diese Entwicklung hat der Region sehr gutgetan. Und auch darüber hinaus sehe ich Fortschritte. So nehme ich zum Beispiel wahr, dass die Stadt Augsburg oder die IHK Schwaben sehr viel tun, um Gründungen zu unterstützen. Wenn man die Augen offenhält, findet man auf jeden Fall gute Angebote.

Welche Erwartung hast du an die kommenden Generationen, an die Schulen, Universitäten und an die Ausbildungsstätten, wenn es um das Thema IT und Digitalisierung geht?

Natürlich wünsche ich mir Verbesserungen des Lehrplans. Doch ich bin auch realistisch und weiß, dass solche Veränderungen Zeit brauchen. Was ich mir aber für die nähere Zukunft erhoffe ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer ein Bewusstsein für Digitalisierung und neue Medien entwickeln und zum Beispiel kreative Möglichkeiten finden, diese in den bestehenden Lehrplan zu integrieren. Ich halte es für extrem wichtig, dass die Schüler die Mechanismen hinter Apps und Programmen verstehen. Also was ist die Technik dahinter, wie funktioniert Internet, was bedeutet es, wenn ich eine kostenlose App benutze, was passiert mit meinen Daten? Um in diesen Bereichen eine gewisse Sensibilität zu entwickeln, braucht man kein riesiges Budget. Da geht es mehr darum, überhaupt darüber zu sprechen und Aufklärung zu leisten.

Ich sehe da den Lehrkörper in der Pflicht, aber genauso wichtig sind Expertinnen und Experten aus der IT-Branche, die sich an Schulen engagieren könnten. Ich habe zum Beispiel als Erstes befreundete Lehrer und meine alte Schule angesprochen. So ging das Ganze los. Bisher hat noch nie eine Schule abgelehnt, wenn ich angeboten habe vorbeizukommen, um über IT und Unternehmertum zu sprechen. Natürlich ist das nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, das ist mir klar. Aber für die einzelnen Schüler und Schülerinnen, die da in den Seminaren sitzen, macht es einen großen Unterschied. Da passiert etwas. Zum Beispiel haben wir auf einer Jobmesse eine junge Frau getroffen, die Informatik studiert, weil sie mich damals in der Schule in einem Vortrag gehört hat. So wurde ihre Begeisterung für das Thema geweckt. In ein paar Jahren arbeitet sie vielleicht bei uns. Für mich war das ein riesiges Erfolgserlebnis.

Für Familien gibt es in verschiedenen Phasen verschiedenen Herausforderungen. Bei manchen nimmt das Thema Kinderwunsch viel Raum ein, andere haben Probleme bei der Kinderbetreuung. Später braucht der Nachwuchs einen guten Ausbildungsplatz und irgendwann sieht man sich mit der Pflegebedürftigkeit der Eltern konfrontiert.

Welche Maßnahmen gibt es im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Secomba und wie geht ihr auf die besonderen Bedürfnisse eurer Angestellten ein?

Wir haben momentan eine relativ junge Firma, also relativ junge Mitarbeiter, bei denen Themen wie Familiengründung und Kinderbetreuung aktuell sind. Wir versuchen hier vor allem durch flexible Arbeitszeiten Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten. Wenn jetzt jemand sagt er bringt das Kind um 8 in die Schule und er kommt erst um halb 9 und der andere sagt er kommt schon um 7 weil er um 15 Uhr die Kinder wieder abholen muss ist das natürlich kein Problem. Dementsprechend finden bei uns auch keine Meetings an Randzeiten statt.

Befinden Sich Mitarbeiter in besonderen Situationen, versuchen wir auch nach Absprache Freiräume zu geben. Es ist grundsätzlich immer möglich Stunden zu reduzieren, wenn man für ein halbes Jahr weniger arbeiten will, weil man sich um seine Kinder kümmern muss. Das würden wir unterstützen. Ich selbst hatte letztes Jahr Elternzeit und mein Mitgründer Robert dieses Jahr. Da versuchen wir als gutes Vorbild voranzugehen.

Wie sind die Erfahrungen beim Thema Elternzeit von Arbeitskräften?

Auf jeden Fall positiv. Wir finden es richtig und wichtig, dass sich jeder in dieser besonderen Phase Zeit für die Familie nehmen sollte, weil sie in diesem Moment das Wichtigste ist. In Bezug auf die Organisation haben wir gelernt, dass Elternzeit für uns als Team lösbar ist. Zum einen – so blöd sich das auch anhört – ist jeder ersetzbar. Wenn jemand ein oder zwei Jahre in Elternzeit ist, geht deswegen die Firma nicht unter. Wir konnten die Stellen immer gut nachbesetzen und Vertretung finden. Auch die Rückkehr klappte problemlos. Die Erfahrung zeigt, dass das Team auch „Partnerschafsbonus-Monate“, in denen Eltern vier Monate lang Stunden reduzieren, gut auffängt. Ein interessanter Effekt ist, dass das Team trotz reduzierter Stundenzahl in dieser Phase ähnlich viel schafft wie zuvor. Deswegen verstehen wir Firmen nicht, in denen Elternzeit von Müttern wie Vätern als Problem angesehen wird.

Du selbst hast dir die Elternzeit 50:50 mit deinem Mann geteilt, welche Reaktionen gab es darauf?

Bei meinem Mann waren natürlich viele überrascht, dass der Papa sieben Monate Elternzeit nimmt. Grundsätzlich waren die Reaktionen positiv, aber wo wir immer lachen mussten war, wenn andere Männer gesagt haben, dass sie das super finden, aber bei ihnen würde das wegen der Arbeit nicht gehen. Also ich weiß nicht, was die alle für super wichtige Jobs haben. Ich als Geschäftsführerin konnte jedenfalls sechs Monate zu Hause bleiben und alles hat funktioniert. Dann haben wir auch von vielen Vätern gehört, sie hätten Angst davor gehabt und sich das nicht zugetraut mit dem Kind eine längere Zeit alleine zu bleiben. Natürlich muss man aus der Komfortzone heraus, wenn man sich um ein Baby kümmert. Und natürlich ist es einfacher, jeden Tag von 8.00 bis 17.00 Uhr in die Arbeit zu gehen, in Ruhe Kaffee zu trinken und den gewohnten Alltag zu genießen. Aber ich sehe Elternzeit als etwas, durch das sich die Persönlichkeit weiterentwickelt. Deswegen sollten das auch mehr Väter machen.

Welche Tipps hast du für Leute, die bereits Kinder haben und sich mit Gründungsgedanken tragen? Würdest du ihnen abraten?

Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit der Gründung gemacht und bin der Meinung, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Gründerin oder Unternehmerin (im Vergleich zu Angestellten) einfacher möglich ist. Es gibt viele Unternehmen, in denen Anwesenheitszeiten extrem starr sind, wo kurzfristig Kundentermine reinkommen und wo man nicht einfach mal sagen kann: das Kind ist krank, ich bleib Zuhause. Auch so etwas wie Homeoffice geht natürlich nicht in jeder Branche. Für Menschen, die in solchen Branchen arbeiten, ist es noch viel schwieriger, Kinder zu betreuen und eine Familie zu finanzieren. Als Gründer geht das natürlich nicht automatisch super einfach, aber wesentlich öfter. Man hat halt doch auch Themen auf dem Tisch, die man nicht verschieben kann und wo man Verantwortung übernehmen muss. Aber ich würde generell jedem, der das machen möchte, die Angst nehmen. Familie und Gründung sind machbar. Man muss sicher auch mal nach Hilfe fragen, doch man kriegt das schon gebacken.

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