Oscars Spezial – Datensicherheit und die Cloud in Hollywood
Der aktuelle Tarantino-Film The Hateful 8 hat im Prinzip ein Jahr zu spät bei den Oscars die Auszeichnung in der Kategorie Beste Filmmusik (Gratulation an Ennio Morricone!) gewonnen. Warum zu spät? Eigentlich hätte das Projekt schon früher produziert und vertrieben werden sollen. Doch Anfang 2014 wurde die damalige Fassung des Drehbuchs geleakt, woraufhin der wutentbrannte Tarantino das Projekt absagte und als Buchveröffentlichung plante. Nach einer Lesung des Drehbuchs in LA änderte er jedoch seine Meinung und Ende 2014 begannen die Dreharbeiten. Im Dezember 2015, wahrscheinlich später als ursprünglich geplant, kam der Film dann in die Kinos.
Datensicherheit in Hollywood und in der Forschung
Eine Vernachlässigung der sicheren Verwahrung von Daten kann in Hollywood, ähnlich wie in forschenden Unternehmen, Schaden auf mehreren Ebenen anrichten. Datenklau durch Cyberkriminelle betrifft nicht nur bestehende Unternehmensdaten, also sensible Daten von Mitarbeitern, Kunden und Firmenstrategien, die nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. Zusätzlich arbeitet Hollywood, wie die Forschung, an der Zukunft. Zu jeder Zeit sind Daten vorhanden, bei denen es wichtig ist, dass sie zu einem sorgfältig geplanten Zeitpunkt öffentlich werden und auf keinen Fall vorher. In Hollywood ist es der neue, durch aufwendige PR- und Marketingstrategien stark antizipierte Blockbuster. In der Forschung müssen technische Erneuerungen bis zur geplanten Einführung auf dem Markt geheim gehalten werden, sodass das Unternehmen seinen Wettbewerbsvorteil durch den technischen Vorsprung behält.
Welche Konsequenzen hat ein Daten-Klau für die Filmindustrie?
Zugegeben, im Fall von The Hateful 8 wurde das Drehbuch von einem Insider geleakt. Es war kein Hack, keine cyber-kriminelle Handlung im eigentlichen Sinne. Trotzdem hat das Publik-Werden von geistigem Eigentum zu einem nicht so geplanten Zeitpunkt dafür gesorgt, dass der Film später in die Kinos kam als geplant und das Projekt sogar fast vollständig fallen gelassen wurde.
In der Filmindustrie wird mit großen Datenmengen gearbeitet und viele Filmemacher greifen inzwischen auf das Angebot der Cloud zurück. Die Frage ist jedoch, wie sicher diese Daten in der Cloud abgelegt werden. Immerhin handelt es sich dabei um das geistige Eigentum von Filmemachern und um Work in Progress. Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn ein Großprojekt, wie ein neuer Star Wars Film, vor dem offiziellen Kinostart im Internet die Runde macht. Die Besucherzahlen im Kino könnten leiden, Fans würden mit Spoilern konfrontiert werden, die das Filmerlebnis zerstören. Dass dies schon passiert ist, ist uns allen noch in Erinnerung.
2014 wurde die Filmfirma Sony Pictures Entertainment (SPE) gehackt. Der Film The Interview mit Seth Rogen und James Franco wurde zusammen mit – was noch schlimmer wiegt – sensiblen Unternehmensdaten, darunter Gehaltslisten und Sozialversicherungsnummern von Angestellten und Stars, entwendet. Laut Zeit Online war der Hack
„ein Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn es ein Unternehmen im digitalen Zeitalter mit der Datensicherheit nicht so genau nimmt. […] Es zeigt sich, wie erschreckend sorglos SPE-Manager mit vertraulichen Dokumenten umgingen. Wie sie Daten ungeschützt ließen, die den Kern ihres Geschäfts ausmachten. Sie verschickten unverschlüsselte E-Mails, speicherten Passwörter im Klartext, ließen Projektskizzen und ganze Filme ungesichert auf ihren Servern herumliegen.“ (Quelle: Zeit)
Hollywood in der Cloud
Zwei Jahre nach diesem Hack hat sich viel getan in der Filmindustrie. Filmemacher greifen auf neue Möglichkeiten des Speicherns und gemeinsamen Arbeitens an Projekten zurück. Es existieren bereits Cloud-Angebote, die speziell auf Filmemacher zugeschnitten sind, beispielsweise von Aframe oder Scenios. Arbeitsabläufe werden beschleunigt und einfacher, wodurch Zeit und Kosten gespart werden können. Das zeigt auch das große Interesse der Indie-Filmszene an der Cloud. Laut Dropbox nutzen 65 % der Filmemacher, die in diesem Jahr am Sundance Film Festival vertreten waren, die Cloud dieses Anbieters, um an Ihren Filmen zu arbeiten.
Nun ist es also umso wichtiger, Unternehmer und Filmemacher für die Sicherheit ihrer Daten zu sensibilisieren, sodass solch ein einschneidender Datenverlust nicht noch einmal vorkommt. Die Cyberkriminalität steigt seit Jahren an, Ransomware boomt und legt nicht nur Privatcomputer, sondern auch Krankenhäuser und andere Institutionen lahm. Politiker in der EU und den USA verhandeln ein neues Abkommen zur Datenspeicherung, das jedoch von Experten hauptsächlich kritisiert wird. Was die großen Firmen mit unseren Daten anstellen, ist meist nicht sehr klar und wird erst dann deutlich, wenn mal wieder ein Skandal oder ein aktueller Hack durch die News geistert. Bestehende Möglichkeiten zum Datenschutz sollten genutzt werden, um so viel wie möglich zum Schutz der Daten von Mitarbeitern und Kunden und von geistigem Eigentum beizutragen.
Das Nutzen der Cloud sollte nicht bedeuten, mit dem Kopf in den Wolken zu arbeiten. Datensicherheit sollte immer die erste Priorität haben und auf dem Boden der Realität verhandelt werden, egal ob in einem deutschen, mittelständischen Unternehmen, oder in Hollywoods Traumfabrik.
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